Heidrun Hurst: Wenn Mordlust auf der Klosterinsel umgeht und die Kelten erwachen
- 24 Nov 2025
- Regio Ortenau

#RegioGespräch: Die Kehler Autorin entführt ihre Leser in vergangene Zeiten – und kämpft dabei mit sehr modernen Problemen
Geschätzte Lesezeit: ca. 4 Minuten
Zwischen mittelalterlichen Kräutersammlern und Instagram-Hackern: Heidrun Hurst aus Kehl verbindet in ihren historischen Romanen die Vergangenheit mit der Gegenwart. Ein Gespräch über Wikingerschiffe, die nach ihren Figuren benannt werden, und warum man Bücher kaufen statt ausleihen sollte.
November 2024, Kehl-Odelshofen, apg: Es war wie eine Szene aus einem ihrer eigenen Krimis: Innerhalb von fünf Minuten verschwanden Jahre aufgebauter Social-Media-Kontakte ins digitale Nirwana. Ein Hacker hatte zugeschlagen. Doch Heidrun Hurst lässt sich von solchen modernen Widrigkeiten nicht unterkriegen. Die 59-jährige Autorin, Ehefrau und Mutter, aus Odelshofen bei Kehl hat schon ganz andere Herausforderungen gemeistert – etwa die Verwandlung von der medizinischen Assistentin zur gefeierten Schriftstellerin historischer Romane.
„Mit 20 kam der Gedanke zum ersten Mal“, erinnert sich Hurst im Interview mit der Regio Ortenau. Doch erst als ihre drei Söhne aus dem Gröbsten heraus waren und sie in der kirchlichen Jugendarbeit biblische Geschichten als Theaterstücke aufbereitete, nahm der Traum konkrete Formen an. 2009 erschien ihr erstes Werk – und seither hat sie die Ortenau literarisch auf die Landkarte gesetzt.
Ihr neuester Coup: „Mord auf der Klosterinsel“, ein historischer Krimi aus der Karolingerzeit, der auf der idyllischen Reichenau spielt. „Die LeserInnen sind begeistert, wenn sie die Orte kennen“, berichtet die Autorin. Manche Besucher Straßburgs würden seit der Lektüre ihrer Romane mit ganz anderen Augen durch die Stadt gehen. Sogar Radfahrer kämen nach Odelshofen, um die Schauplätze ihrer Geschichten zu erkunden.
Die Bandbreite ihrer Werke ist beeindruckend: von der „Tochter der Kelten“, die vor 2500 Jahren spielt, bis zur dreiteiligen Kräutersammlerin-Reihe um die Heilerin Johanna im mittelalterlichen Schiltach. Dabei fließen ihr Fachwissen als ehemalige medizinische Assistentin ebenso ein wie ihre Leidenschaft für Geschichte und Kräuterkunde.
„Das Bild vom Rotwein trinkenden Autor, der die Füße hochgelegt hat und mal ein wenig am PC rumtippt – das stimmt so nicht“, räumt Hurst mit romantischen Vorstellungen auf. Die Recherche für ihre historischen Romane ist aufwendig, die Arbeit am Text zeitintensiv. Und dann sind da noch die geschäftlichen Herausforderungen: Verlage, die pleitegehen, Social-Media-Konten, die gehackt werden.
Besonders am Herzen liegt ihr ein Thema: „Wenn ihr Autoren fördern wollt, dann kauft die Bücher und leiht sie euch nicht von anderen aus.“ Eine Kollegin habe ihr einmal erzählt, dass eine begeisterte Leserin stolz berichtet hätte, ihr Buch schon zwanzigmal verliehen zu haben. „Da bekommt man ein wenig Bauchschmerzen“, gesteht Hurst. Denn der Erfolg eines Autors drücke sich für die Verlage ausschließlich in Verkaufszahlen aus.
Wie Friedrich Schiller einst sagte: „Der Künstler ist der Sohn seiner Zeit; aber schlimm für ihn, wenn er zugleich ihr Zögling oder gar noch ihr Günstling ist.“ Hurst hat diesen Spagat gemeistert – sie schreibt über vergangene Zeiten, ohne die Herausforderungen der Gegenwart aus den Augen zu verlieren.
Trotz aller Widrigkeiten: Die Ortenau bleibt ihre kreative Heimat. "Ich habe einen großen Garten, und gerade im Sommer finde ich das total inspirierend, da auf einen großen Baum zu blicken und meine Gedanken fließen zu lassen", schwärmt die Autorin. Die geschichtsträchtige Region zwischen Rhein und Schwarzwald biete noch unzählige Geschichten, die darauf warten, erzählt zu werden.
Wer neugierig geworden ist: Am 31. Oktober fand bereits die Premierenlesung von „Mord auf der Klosterinsel" in der Mediathek Kehl statt – mit Harfenbegleitung. Doch keine Sorge, weitere Lesungen werden folgen. Und wer Heidrun Hurst unterstützen möchte, weiß jetzt, was zu tun ist: Ab in die nächste Buchhandlung und eines ihrer Werke erwerben. Denn nur so können Autoren wie sie weiterhin die Vergangenheit zum Leben erwecken und uns auf literarische Zeitreisen mitnehmen.
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